Ernährungsrelevante Unterschiede zwischen Pferderassen
Jedes Pferd ist ein Individuum und – innerhalb jeder Rassengruppe und Rasse selbst – gibt es durchaus auch Pferde die vom Durchschnitt abweichen. Dennoch vermag Tabelle 1, unten, hilfreich sein, um die wesentlichen Unterschiede zwischen durchschnittlichen Rassevertretern zu skizzieren

Futterverwertung und Fresstrieb bei Pferden
Futterverwertung und Fresstrieb gehören zu den Eigenschaften, die als rassenunterschiede bei Pferden in einer gemischtrassigen Haltung besonders auffällig sind. Vom Verfasser der Tabelle wurden im eigenen Pferdebestand mit Arabischen Vollblütern und Norwegischen Fjordpferden sowie in Fremdbeständen mit Warmblütern, Haflingren, Isländern, Dülmenern und Shetlandponys sowie Englischen Vollblütern Beobachtungen und Gewichtsvergleiche über die Futteraufnahme bei Pferden bei Pferden des Nord- und Süd Typs unter vergleichbaren Bedingungen im Erhaltungsstoffwechsel durchgeführt. Die Tabelle zeigt die Ergebnisse.
Zuerst stelle sich heraus, dass die ermittelte Grasaufnahmemenge bezogen auf Nordpferde sehr hohe Mengen ausweist, weil diese sofort viel „gieriger“ fressen als Südpferde. Die aufgenommenen Mengen an Frischsubstanz beim Shetlandpony sind mit durchschnittlich 1,43% des Körpergewichts enomr und damit gut doppelt so hoch wie die mit durchschnittlich 0,70% ermittelte Vergleichsmenge beim Englischen Vollblut.
Nach längerer Grasungszeit vermindert sich dann die Aufnahmemenge bei Nordpferden, sie werden wählerischer, es wird vermutlich aus geschmacklichen Gründen stärker selektiert.
Bei Südpferden ist die Situation gegenteilig. Ihre Aufnahmemenge ist in der ersten Stunde offenkundig geringer als in der Folgezeit, weil sie zunächst stärker als Nordpferde selektieren und sich teils – durch Außenreize abgelenkt – ohne Grasaufnahme auf der Weide bewegen. Im Mittel ma die prozentuale Aufnahmemenge bei begrenzter Weidezeit (etwa 6 Stunden) und durchschnittlichem Frischfutterwuchs (15 bis 20 cm hoch) auf Flachlandweiden bei 1,0 bis 1,3 % des Körpergewichtes liegen. Bei Fjordpferden (450 kg Lebendmasse) wurden nach sechs Stunden Weidezeit Gewichtszunahmen bis zu 35 kg registriert. (Ohne Wasseraufnahme und unter Berücksichtigung von Ausscheidungen)
Merke: Im Ergebnis zeigt sich, dass die Qualifizierung des Nordtyps als >>Asnatztyp<< und die des Südtyps als >>Atmungstyp<< sehr treffend ist.
Quelle & Zitat: Ingolf Bender; „Pferdehaltung und Fütterung – Das Standard Werk“, S. 241 – 245, Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co. KG, Stuttgart, 2015, ISBN 978-3-440-14988-1